SSZ Beratung Lebensarbeitszeitkonto

Lebensarbeits­zeitkonto

Steigern Sie Ihre Arbeitgeberattraktivität durch lebensphasenorientiertes Arbeiten

Sie haben Fragen zum Lebensarbeits­zeitkonto bzw. Zeitwert­konto?

Älterer Mann mit Brille und Bart sitzt nachdenklich vor einem Laptop in einem modernen, hellen Büro mit großen Fenstern.

Was ist ein Lebensarbeitszeitkonto?

Ein Lebensarbeitszeitkonto bzw. Zeitwertkonto liegt vor, wenn der Aufbau des Wertguthabens auf Grund einer schriftlichen Vereinbarung erfolgt. Diese Vereinbarung verfolgt nicht das Ziel der flexiblen Gestaltung der werktäglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit oder den Ausgleich betrieblicher Produktions- und Arbeitszeitzyklen. Das bedeutet, dass dieses Wertguthaben eine längere Freistellung bzw. Reduktion der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich und Fortbestehen der Sozialversicherung ermöglicht, was die Basis für lebensphasenorientieres Arbeiten ist.

Was ist der Nutzen eines Lebensarbeitszeitkontos für Unternehmen?

durch das Angebot attraktiver Vorruhestandslösungen können Organisationen aktiven Einfluss darauf nehmen, wann und unter welchen Rahmenbedingungen ihre Mitarbeiter sie in den Ruhestand verlassen

durch Belastungsreduktion bei den älteren Beschäftigten

durch Angebote lebensphasenorientierter Arbeit, damit Senkung der Fluktuation in den jüngeren Altersklassen und einfacheres Recruiting gerade von jüngeren Beschäftigten – diese Vorteile gewinnen in der aktuellen Arbeitsmarktsituation immer mehr an Bedeutung

durch Teilfreistellungen der Belegschaft, da mit Teilzeitkräften Bedarfsschwankungen oder Engpässe in den Haupturlaubszeiten meist besser aufgefangen werden können

als z.B. Altersteilzeit. Selbstständige Definition der Rahmenbedingungen für Einbringung (Was?) und Entnahme (Wann? Wie viel? Mit welcher Ankündigungsfrist?) vs. fixe Vorgaben

durch Lösungsmöglichkeiten sowohl für gesundheitlich angeschlagene Mitarbeitende (früheres sozial abgefedertes Ausscheiden) als auch für gesunde Mitarbeitende bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter arbeiten können und möchten (Auszahlung Wertguthaben erst nach Renteneintritt)

durch nachweisbare betriebswirtschaftliche Vorteile für die Unternehmen und hohe Attraktivität für Mitarbeitende

Was ist der Nutzen eines Lebensarbeitszeitkontos für Mitarbeitende?

Wie funktioniert ein Lebensarbeitszeitkonto?

Beschäftigte können grundsätzlich alle Entgeltbestandteile (Teile des Gehaltes, Prämien etc.), Urlaub jenseits des gesetzlichen Urlaubsanspruchs sowie Arbeitszeit aus Über- bzw. Mehrstunden (die in Geld umgerechnet werden) auf ein Lebensarbeitszeitkonto einzahlen. Welche Möglichkeiten konkret und in welchem Umfang möglich sein sollen, wird in der Vereinbarung zum Lebensarbeitszeitmodell (meist in Form einer Betriebsvereinbarung) festgelegt.

Idealtypischer Verlauf eines Lebensarbeitszeitkontos über das Berufsleben

Je nach der getroffenen Regelung sind dann zeitlich begrenzte Teil- oder Komplettfreistellungen möglich, während derer die Entgelteinbuße vollständig oder teilweise aus dem Zeitwertkonto kompensiert wird, um ein lebensphasenorientiertes Arbeiten zu ermöglichen. So kann z.B. in jungen Jahren Kapital aufgebaut werden, um dann in einer Zeit der Kinderbetreuung ohne Gehaltseinbuße die Arbeitszeit zu reduzieren. Alternativ kann man ein Sabbatical für eine Weltreise oder eine längere Fortbildungsmaßnahme ebenfalls ohne Gehaltsverzicht in Anspruch nehmen. Später wird das Lebensarbeitszeitkonto wieder aufgebaut, um die Belastung im Vorruhestand zu reduzieren, was entweder als Vollfreistellung oder als gleitende Vorruhestandsregelung erfolgen kann, in der das Stundenvolumen sukzessive verringert wird

Unsere Veranstaltungen zum Thema Lebensarbeitszeitkonto

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Lernen Sie in 4 Stunden, wie man Zeitkonten wie z.B. Ampelkonten gestaltet und was man bei der Gestaltung und Einführung von Lebensarbeitszeitkonten beachten muss.

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Weiterführende Informationen zum Lebensarbeitszeitkonto in unserem Blog

Lebensarbeitszeitgestaltung als Bestandteil eines krisenfesten Modells der Arbeitszeitgestaltung

Zeitwertkonten werden heute meistens diskutiert unter den Aspekten der Administration von Wertguthaben, der Insolvenzsicherung oder der Abwicklung von Störfällen. Im Vergleich dazu kommen die Fragen, wie ein normal verdienender Arbeitnehmer sein Zeitwertkonto mit ausreichendem Volumen füllen kann und wie Lebensarbeitszeitkonten gestaltet sein müssen, damit sie auch für das Unternehmen betriebswirtschaftlich sinnvoll sind, in der Diskussion häufig zu kurz. In diesem Beitrag sollen gerade diese Fragen diskutiert werden und dies vor dem Hintergrund eines Arbeitszeitmodells, das sich auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt, wie wir sie derzeit erleben.

Häufige Fragen zum Thema Lebensarbeitszeitkonto

Welche Risiken gibt es bei einem Lebensarbeitszeitkonto?

Die mit einem Lebensarbeitszeitkonto einhergehenden Risiken können durch eine sinnvolle Gestaltung und Berücksichtigung von Voraussetzungen beherrschbar gemacht werden

  • In Arbeitszeitsystemen ohne Steuerungsmöglichkeit durch den Arbeitgeber (z.B. in ungeregelten Gleitzeitsystemen) besteht die Gefahr, dass ein Anreizsystem zum Aufbau von unproduktiven Arbeitszeiten auf Zeitkonten geschaffen wird. Dieses Risiko entsteht aber nicht erst mit der Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos, sondern auch mit jeglichem anderen (Gleit-) Zeitkonto. Grundsätzlich sollte in jedem Arbeitszeitsystem zunächst die Möglichkeit geschaffen werden, den Auf- und Abbau von Zeitkonten bedarfsgerecht zu steuern.
  • Oft haben Arbeitgeber auch die Befürchtung, dass gute Mitarbeiter früher in Rente gehen und dann fehlen, weil ihr wertvolles Know-how nicht kurzfristig ersetzt werden kann. Dieses Risiko besteht tatsächlich, allerdings kann ein Mitarbeiter alternativ auch privat eine Vorruhestandslösung anstreben und stellt dann den Arbeitgeber kurzfristig vor vollendete Tatsachen. Innerhalb eines Lebensarbeitszeitmodells kennt der Arbeitgeber das vom Mitarbeiter für eine Vorruhestandslösung verwendbare Kapitalvolumen, kann regelmäßige Gespräche über die geplante Verwendung führen und ggf. noch Einfluss auf die Gestaltung nehmen, um Wissen und Kompetenz des Mitarbeiters z.B. über eine gleitende Vorruhestandsregelung länger im Unternehmen zu binden. Auch besteht die Möglichkeit, im gegenseitigen Einvernehmen den Arbeitsvertrag mit dem Mitarbeiter über das gesetzliche Renteneintrittsalter hinaus zu verlängern und die Freistellung aus dem Zeitwertkonto in den Zeitpunkt danach zu verschieben. Damit bleibt der Mitarbeiter für das Unternehmen bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter einsetzbar und der Mitarbeiter erhöht seine Rentenansprüche – eine klassische Win-Win-Situation.
  • Regelmäßig treffen wir in unserer Beratungspraxis auf Arbeitszeitkonten, die keine klare Zweckbestimmung haben und dadurch bei einer Betriebsprüfung als Zeitwertkonto eingestuft werden könnten, sodass dadurch ungewollt eine Insolvenzsicherungspflicht entstünde. Im Falle einer Insolvenz könnte dann Geschäftsführern oder Vorständen auch eine persönliche Haftung für den fehlenden Insolvenzschutz treffen. Insofern kann auch ein nicht klar definiertes Zeitkontensystem ein erhebliches Risiko darstellen.

Zuletzt aktualisiert am 16.01.25 von SSZ Beratung Admin.

Was ist bei einem Lebensarbeitszeitkonto zu beachten?

Die Gestaltung von Lebensarbeitszeitkonten bzw. Zeitwertkonten unterliegt den Regelungen aus dem sogenannten „Flexi-II-Gesetz“

  • Eine Wertguthabenvereinbarung liegt vor, wenn
    • der Aufbau des Wertguthabens aufgrund einer schriftlichen Vereinbarung erfolgt,
    • diese Vereinbarung nicht das Ziel der flexiblen Gestaltung der werktäglichen oder wöchentlichen Arbeitszeit oder den Ausgleich betrieblicher Produktions- und Arbeitszeitzyklen verfolgt,
    • Arbeitsentgelt in das Wertguthaben eingebracht wird, um es für Zeiten der Freistellung von der Arbeitsleistung oder der Verringerung der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit zu entnehmen.
  • Ein Wertguthaben kann unter folgenden Bedingungen übertragen werden:
    • Wenn der neue Arbeitgeber das Wertguthaben in eine bei ihm vorhandene Vereinbarung übernimmt, kann der Mitarbeiter vom alten Arbeitgeber die Übertragung auf den neuen Arbeitgeber verlangen
    • Wenn das Wertguthaben mindestens das Sechsfache der monatlichen Bezugsgröße (z.Zt. ca. 19.000 €) umfasst, kann es auf die Deutsche Rentenversicherung Bund übertragen werden
    • Sonst Auszahlung als „Störfall“
  • Wenn das Wertguthaben eines Beschäftigten die Höhe der monatlichen Bezugsgröße (derzeit ca. 3.000 €) übersteigt, ist es gegen Insolvenz zu sichern.
  • Wertguthaben müssen gemäß dem „Gebot der sicheren Anlage“ angelegt werden

In der Gewinn- und Verlustrechnung und auch in der Liquidität wirken sich die Wertguthaben grundsätzlich so aus, als ob die dahinter stehenden Entgeltansprüche der Mitarbeiter unmittelbar ausgezahlt worden wären. In der Bilanzierung sind die Auswirkungen etwas komplexer. In den meisten Fällen ist aber eine Saldierung von Ansprüchen der Mitarbeiter und hinterlegtem Kapital möglich, sodass durch ein Lebensarbeitszeitmodell keine Bilanzverlängerung entsteht. Wertgewinne oder -verluste bei der Kapitalanlage können in der Handels- und Steuerbilanz je nach Form der gewählten Anlage zum Ausweis eines Ertrags bzw. Verlusts führen.

Weiterführende Informationen finden Sie im Gesetzestext zum Flexi II Gesetz.

Zuletzt aktualisiert am 20.01.25 von SSZ Beratung Admin.