Mit SSZ auf dem Laufenden bleiben.

Teilzeit und Lebensarbeitszeit – Bausteine bedarfsorientierter, flexibler Arbeitszeitmodelle

(Autor: Burkhard Scherf und Guido Zander, Auszug aus der Veröffentlichung in Sozialpolitik.ch, Ausgabe 2/2018)

 

Arbeitszeitreduzierung ist für viele Beschäftigte attraktiv

Aus Sicht vieler Beschäftigter gewinnt Teilzeitarbeit, zumindest in einigen Lebensphasen, immer mehr an Attraktivität: Mehr Zeit für die Betreuung von Kindern, für die Pflege erkrankter Angehöriger, Reduzierung der körperlichen und psychischen Belastung durch die Berufstätigkeit oder einfach nur eine Auszeit (Sabbatical), um sich vorübergehend stärker privaten Interessen widmen zu können – all dies sind Themen, die in der Diskussion um die Frage nach dem individuell als passend empfundenen Umfang der regelmäßigen Arbeitszeit eine Rolle spielen. Der Arbeitszeitreport 2016 der BAuA zeigt auf, dass 55% der Vollzeitbeschäftigten sich wünschen, ihre derzeitige Arbeitszeit um durchschnittlich ca. 10 Stunden pro Woche zu reduzieren. Laut IAB wünschen sich Frauen in Deutschland um ca. 2 Stunden verkürzte Arbeitszeiten pro Woche, bei Männern liegt der Wert um ca. 3 Stunden unter der heutigen tatsächlichen Wochenarbeitszeit. Beide Werte stellen dabei den Saldo zwischen Wünschen nach Arbeitszeitverkürzung und -verlängerung dar, so dass bei denjenigen Beschäftigten mit einem Wunsch nach Arbeitszeitverkürzung die gewünschte Verkürzung deutlich über diesen Werten liegen muss.

Gesetzlich gibt es in Deutschland den Anspruch auf Teilzeitarbeit, der sich nur bei besonderen betrieblichen Gründen ablehnen lässt. Auf der anderen Seite fällt es vielen Betrieben schwer, solche Teilzeitwünsche zu erfüllen oder sie werden von den Mitarbeitern erst gar nicht artikuliert, sonst gäbe es diese hohe Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher Arbeitszeit nicht. Dabei gibt es sicher branchenspezifische Unterschiede: In vielen Bürotätigkeiten ist Teilzeit an der Tagesordnung und im Handel wird oft systematisch auf Minijobs gesetzt – das ist allerdings nicht die Art von Teilzeitbeschäftigung, die wir hier meinen. Uns geht es um Möglichkeiten der individuellen Arbeitszeitreduzierung auch und vor allem unter Bedingungen, in denen Arbeitszeit nicht großteils von den Beschäftigten selbst gestaltet werden kann (wie z.B. in Gleitzeitmodellen), sondern aufgrund von Maschinenlaufzeiten oder auftragsbedingten Bedarfsschwankungen bedarfsorientiert überwiegend betriebsseitig vorgegeben wird. Dies ist z.B. die Situation in vielen Produktionsbetrieben, in denen entsprechend Teilzeit heute nur selten vorkommt. Positive Beispiele einer kollektiven Arbeitszeitreduzierung zum Ziel einer gesundheitsverträglichen Gestaltung von Schichtmodellen sind in dieser Hinsicht erstens eine Ausnahme und bieten zweitens auch keine Möglichkeit zur individuellen, z.B. auch lebensphasenorientierten Arbeitszeitreduzierung. Unsere Hypothese, die wir in diesem Beitrag darstellen und begründen wollen, ist, dass auch in solchen Unternehmen Teilzeit möglich ist und es sogar häufig im Interesse auch der Arbeitgeber liegen müsste, mehr Teilzeitstellen zu ermöglichen.

Möchten Sie mehr wissen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie den Autor oder fordern Sie den kompletten Artikel als PDF-Dokument an!